Adivasi-Koordination

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Gedenktag der Koel Karo-Bewegung in Tapkara

Am 2. Februar des Jahres 2001 erschossen Polizisten acht Aktivisten des Koel Karo Jan Sangathan (KKJS) bei einer Demonstration gegen den Abriss einer von dieser lokalen Widerstandsbewegung errichteten symbolischen Barrikade. Auf den Tag genau fünf Jahre später fanden am Ort des Geschehens in Tapkara, Distrikt Ranchi, Jharkhand, Feierlichkeiten im Gedenken an die Opfer statt.

Während in den letzten Jahren noch an drei aufeinander folgenden Tagen der Tragödie gedacht und der erfolgreiche Widerstand der Adivasi gegen das geplante Staudammprojekt gefeiert wurde, wurden die Feierlichkeiten in diesem Jahr lediglich an einem Tag begangen. Wie in den vergangenen Jahren wurden diese mit einer Andacht und Kranzniederlegung an den Gräbern der getöteten Aktivisten eingeleitet, woraufhin ein Demonstrationszug durch Tapkara folgte. Anschließend versammelten sich die Teilnehmer auf dem Dorfplatz, wo Gäste und Aktivisten der Bewegung Ansprachen hielten.

Auf besonders starke Kritik stieß die Einladung von Enos Ekka – dem Landes-Minister für ländliche Entwicklung und Transport – als Ehrengast zu den Feierlichkeiten durch den KKJS. Viele soziale AktivistInnen und UnterstützerInnen der Bewegung blieben dem Gedenktag vollständig, einige den anschließenden Reden fern, um ihren Protest gegen das Erscheinen des Ministers auszudrücken. Der der Jharkhand-Partei (JP) angehörende Politiker versprach in seiner Rede, sich während seiner Amtszeit für die endgültige Schließung des Projektes starkzumachen und sich beim Innenminister Jharkhands und den zuständigen Justizbehörden für eine Aufhebung der Gerichtsverfahren, die weiterhin gegen AktivistInnen des KKJS bestehen, einzusetzen. Weiter gab Enos Ekka den Bau eines Denkmals in Erinnerung an die Koel Karo-Bewegung bekannt und erklärte, für die Familien der am 2. Februar 2001 Getöteten den Bau von Häusern zu finanzieren. Kritiker hinterfragen jedoch den Sinn dieses Vorhabens, da die betroffenen Familien bereits Häuser besitzen, und erachten die Unterstützung anderer Projekte für die Region als notwendiger. Anschließend legte Enos Ekka den Grundstein für den Bau einer von der Regierung finanzierten Gemeinschaftshalle in Tapkara.

Die Beweggründe für die Einladung des Ministers durch vor allem jüngere führende Mitglieder des KKJS wurde von UnterstützerInnen der Bewegung in Interviews und Gesprächen unterschiedlich gesehen. So erklärten einige, dass vor allem die Aufhebung der Gerichtsverfahren im Vordergrund gestanden hätte, andere, dass vor allem jüngere Aktivisten der Bewegung nach politischen Ämtern strebten und auch Gelder von Parteien geflossen seien. Insgesamt ist die Entscheidung zur Einladung auch innerhalb des KKJS sehr kontrovers diskutiert worden.

Der Rede Enos Ekkas folgten weitere Ansprachen von KKJS-Mitgliedern, in denen die zukünftige Entwicklung der Region angesprochen, aber auch die Anwesenheit des Ministers verurteilt wurde. Insgesamt nahmen aber mit etwa 600 bis 700 Besuchern in diesem Jahr deutlich weniger Menschen aus der Koel Karo Region an den Feierlichkeiten teil. Die Aktivistin Dayamani Barla führt dies ebenfalls auf den Missmut über das Erscheinen des Ministers und dem damit verbundenen Abweichen von dem Grundsatz, nicht mit Politikern und Regierung zusammenzuarbeiten (was ein maßgeblicher Faktor für den Erfolg der Bewegung gewesen war) zurück.

Gegenwärtig stehen in der Koel Karo-Region Entscheidungen über eine alternative Entwicklung zu dem von der Bevölkerung verhinderten Staudammprojekt an, wobei noch nicht vollständig geklärt ist, welche Organisationen von außerhalb – abgesehen von der Gossner Mission – finanzielle und logistische Unterstützung geben und welche Vorhaben Priorität haben werden.
Martina Claus, Sebastian Hartig, Mitglieder der Adivasi-Koordination
Weitere Informationen: Rundbrief 15Rundbrief 20 (Porträt von Dayamani Barla)

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