Gedenkfeiern im Jahr 2005: 150 Jahre Santal Hul (Santal-Rebellion)
Das ganze Jahr 2005 über werden die indigenen Völker in Jharkhand und anderen Teilen Indiens das 150. Jubiläum des Hul feiern – der Bewegung für soziale Gerechtigkeit, die von den beiden Santal-Brüdern Sido und Kanhu Murmu angeführt wurde. Am 30. Juni 1855 starteten 10.000 Santal aus der heutigen Region Santal Parganas und andere unterdrückte Menschen eine historische Revolte gegen die britische Kolonialmacht. Obwohl der Hul schließlich 1856 brutal niedergeschlagen wurde, zog er einen dramatischen Wandel in der Kolonialpolitik und ein neues politisches Bewußtsein unter den Adivasi nach sich, das seither kontinuierlich zugenommen hat. Dies zeigt sich in den Forderungen nach politischer und kultureller Autonomie in Jharkhand, welches im Jahr 2000 als eigener Bundesstaat errichtet wurde wie auch im zunehmenden Einfordern von Stammesrechten auf nationaler und internationaler Ebene. Mit dem „Forum Santal Hul 150“ wurde ein Koordinationsgremium eingerichtet, das aus Mitgliedern der Indian Confederation of Indigenous and Tribal People (ICITP), aus der All Santals Association, Delhi und aus dem Centre for World Environmental History an der Universität Sussex, England besteht.
Der Santal Hul 1855 – 1857
Der Widerstand indigener Völker gegen die britische Herrschaft in Indien begann beinahe unmittelbar, nachdem die East India Company in vielen Teilen des Landes die politische Macht erlangt hatte. Die abgeschirmten Lebensräume der Ureinwohner wurden durch Eindringlinge wie Geldverleiher, Händler und steuerpflichtige Bauern in ihren Grundfesten erschüttert. Diese Eindringlinge waren äußerst wichtige Glieder in der Kette der Ausbeutung der Kolonialherren. Sie waren die maßgeblichen Instrumente, wodurch die indigenen Gemeinschaften und Völker unter die Kontrolle der Kolonialwirtschaft gebracht wurden. Seit den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts hatte die Unzufriedenheit im Gebiet der heutigen Santal Parganas (Bestandteil des Bundesstaates Jharkhand) zugenommen. Dies geschah vor dem Hintergrund der Unterdrückung und Ausbeutung der indigenen Santals durch die Behörden wie durch die Zuwanderer. In dieser Situation erwiesen sich Sido und Kanhu Murmu, zwei junge charismatische Führungspersönlichkeiten, als Hoffnungsträger für die Santals. Die beiden jungen Männer, die aus dem Dorf Bhognadih im Distrikt Sahibganj stammten, hatten lange über die von den Unterdrückern verübten Ungerechtigkeiten nachgedacht. Eine kleine Episode löste im Juli 1855 einen der stärksten Aufstände aus, mit denen die britische Verwaltung in Indien je konfrontiert war. Kurze Zeit zuvor, am 30. Juni 1855, hatte sich ein große Versammlung von Santals unter der Führung von Sido und Kanhu Murmu für frei erklärt. Sie schworen, gegen die ausländischen Herrscher und deren Repräsentanten zu kämpfen. Die beiden Brüder waren in dieser Stimmung von Enthusiasmus und Verteidigungs-Bereitschaft, als ein Polizeispion sie am 7. Juli stellte und sie festzunehmen versuchte. Die wütende Menge reagierte mit Gewalt und tötete den Polizeispion und dessen Helfer. Dieses Ereignis löste eine Reihe von Scharmützeln mit der Armee der East India Company aus und führte schließlich zu einem regelrechten Krieg.
Unter der Führung von Sido und Kanhu erzielten die Santals ursprünglich erhebliche Geländegewinne und erlangten die Kontrolle über weite Gebiete – von Colgong im Westen bis in die Rajmahal Hills im Osten und beinahe bis nach Raniganj und Sainthia im Süden. Das Erreichte konnte jedoch nicht gesichert werden, da das Militär der East India Company sich als übermächtig erwies. 1856 schließlich unterdrückte die britische Indienarmee den Aufstand, wobei ein begrenzter Widerstand bis 1857 fortgesetzt wurde. Man glaubt, dass Sido von den britischen Truppen aufgrund von Verrat festgenommen wurde und Kanhu bei einem Gefecht in Uparbanda. Beide wurden in der Gefangenschaft ermordet. Der Freiheitskampf der Santal (Santal Hul) hatte jedoch eine lange andauernde Auswirkung: Der Santal Parganas Tenancy Act [Gesetz zur Sicherung von Adivasi-Landbesitz, Anm. d. Übers.] war das Resultat dieses Kampfes.
Zusammenfassende Übersetzung aus der Broschüre der indischen Postverwaltung anläßlich der Herausgabe einer Briefmarke zu Ehren von Sidho und Kanhu Murmu am 6.4.2002. Weitere Informationen in: Mathew Areeparambil, Struggle for Swaraj, A History of Adivasi Movements in Jharkhand, Tribal Research and Training Centre Chaibasa, Jharkhand, 2002. Bezug: Johannes Laping, Christophstr.31, 69214 Eppelheim, Tel. 06221-766 557, sarini-jl@gmx.de. Preis: 12,00 Euro plus Versandkosten.
Santal Hul Forum: Dr D. Mardi, Hon. General Secretary, All India Santal Welfare and Cultural Society, 16, Prem Nagar Market, New Delhi, India 110 003, T: 0091-11-24644179, aiswacs@rediffmail.com Dr. Daniel J. Rycroft, Centre for World Environmental History (B341), School of Humanities, University of Sussex, Brighton, U.K. BN1 9QN T: 0044-1273-877654; D.J.Rycroft@sussex.ac.uk