Adivasi-Koordination

Solidarität mit
Indiens
Ureinwohnern

Geschichte und Gegenwart

Die Adivasi sind die Nachfahren jener ersten Bewohner Indiens, die sich der herrschenden Ordnung der Eroberer in den verschiedenen Epochen nicht gefügt haben, und von diesen – jedenfalls über ein längeren Zeitraum der Geschichte – im Prinzip auch in Ruhe gelassen wurden. Die Adivasi waren in vielen Regionen des indischen Subkontinents als Fischer, Hirtennomaden, Wanderfeldbauern sowie als Jäger und Sammler zuhause, bevor im Zeitraum zwischen 2500 und 1500 v. Chr. kriegerische viehzüchtende Hirtenvölker aus dem westlichen Zentralasien, die sich selbst arya – „die Edlen“ – nannten, das damals dichtbewaldete Land eroberten. Um ihre Herrschaft abzusichern, schuf diese Elite das Kastensystem, das die vorhandene Bevölkerung, die Ureinwohner, als „wild“ und „unzivilisiert“ ausgrenzte. Ein Teil der Ureinwohner wurde unterworfen und an unterster Stelle als „Kastenlose“ oder sogenannte Unberührbare (heute als Harijan, Scheduled Castes oder Dalit bezeichnet) in die herrschende Ordnung integriert. Die rassistische Diskriminierung begann bereits vor dreieinhalbtausend Jahren – und damit auch die Vertreibung und der Rückzug der Adivasi.

Viele Gemeinschaften zogen sich in unwegsame Bergregionen zurück, wo sie ihre traditionelle Lebensweise zum Teil bis in die jüngste Vergangenheit bewahren konnten. In der Wirtschaftsordnung haben die Adivasi nie einen Platz gehabt – außer als billige Arbeitskraft. Ihre selbständigen Tätigkeiten in Ackerbau, Viehhaltung und Handwerk waren und sind bis heute überwiegend subsistenzorientiert. Die indische Verfassung sieht für die Scheduled Tribes, die amtlich registrierten Stammesvölker, zwar eine Quotierung im Bildungsbereich, im Staatsdienst und in den Parlamenten vor. Auch gibt es eine Anzahl von besonderen Förderprogrammen zur wirtschaftlichen Entwicklung. Doch geht dies zumeist an den Bedürfnissen der Adivasi vorbei und begünstigt nur eine Elitenbildung.

Und die mit staatlicher Unterstützung vorangetriebene Industrialisierung zerstört zunehmend auch die letzten Rückzugsgebiete der Urbevölkerung. Die Abholzung großer Waldbestände, Staudammbauten, Bergbau- und Militäranlagen haben große Teile des Landes bereits verwüstet und Millionen von Adivasi entwurzelt und zu Bettlern gemacht.

Stark vereinfachte Darstellung der Hauptsiedlungsgebiete der Adivasi in Indien einschließlich der Stammesbevölkerung im Nordosten des Landes.

Die Mitglieder der Adivasi-Delegation, die im Jahr der indigenen Völker 1993 mehrere europäische Länder bereitste, v.l.n.r.: Dr. Ram Dayal Munda, Jharkand; Dr. Siddaharj Solanki, Gujarat; Frau Sandhya Naik, Orissa; Bischof Dr. Nirmal Minz, Jharkhand

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